Kleine Einwohnerchronik von Holthausen

Albert Schäfer ( Aus einer Schrift der Kultur- und Dorfgemeinschaft von 1954 )

Holthausen und Haßley waren seit der Zeit, da es staatlich eingerichtete Bauernschaften gab, immer zu einer vereinigt Dadurch ergab, sich ein recht eigenartiges Doppelverhältnis, das noch einiger Erläuterungen bedarf. Die nördliche und östliche, Grenze der Holthauser Waldungen und Ländereien fiel zusammen mit der Grenze zweier ehemals selbständiger Länder, nämlich der Grafschaft Mark und der Grafschaft Hohenlimburg. Die Grafschaft Hohenlimburg ist durch Verträge von 1243 und 1247 entstanden. Die Grenzziehung war außerordentlich willkürlich und nahm auf alte Wirtschaftsverhältnisse keine Rücksicht. Diese Regulierung erfolgte in der Form,
wie wir sie heute noch zwischen den Städten Hagen und Hohenlimburg haben. Eine Ausnahme bildet das Gelände des Raffenberges. Seine Burg und die dazu gehörigen Liegenschaften, die heute zur Stadt Hohenlimburg gehören, sind erst später als 1243 zur Grafschaft Limburg gekommen.Das gesamte Wirtschaftsleben des Mittelalters, das sich im wesent­lichen auf die Land- und Viehwirtschaft gründete, war abhängig von den den Bauern gemeinsam gehörenden Waldungen, Heiden und sonstigen Ödländereien, die man zusammenfassend die „gemeine Mark“ nannte. Wir können uns an dieser Stelle längere Ausführungen über die Marken ersparen, da bereits im Buch „Hagen-Emst“ eingehend darüber geschrieben ist.ILange bevor die Grafschaft Hohenlimburg gegründet wurde, bestanden schon die Zusammenschlüsse der Bauern zur Verwaltung des gemeinsamen Besitzes, die Markengenossenschaften. Die Grenzen der Marken Verliefen meist an Flußläufen entlang oder folgten sonst irgendwelchen in der Land­schaft && klar heraushebenden natürlichen Linien. Die Holthauser Bauern gehörten seit der Einrichtung der Marken zur Hohenlimburger Mark. Die Haßleyer Bauern aber lagen inmitten der Eppenhauser Mark. Als die Graf­schaft Hohenlimburg gegründet wurde, nahm man auf die Markengrenzen keine Rücksicht. Nach neuzeitlichen Ausdrücken kann man etwa so sagen, die Holthauser Bauern blieben In dem ursprünglichen irtschaftsverband mit den Bauern von Elsey, Hohenlimburg, Hunsdieck und Dahl. In der Geschichte der Eppenhauser Mark (Hagen-Emst) ist dargelegt worden, wie es kam, daß die Haßleyer Bauern aus dieser Mark ausschieden und ein eigenes kleines Gebiet zugewiesen bekamen. Bei der Gründung der Bauernschaften, die die Verwaltung der Grafschaft Mark ( wir müssen hier deutlich unterscheidenzwischen der Grafschaft Mark, die ein selbständiger Staat war und der „gemeinen Mark“, die eine bäuerliche Genossenschaft bezeichnet. Der gleichlaufende Name darf uns nicht irre machen.) einrichtete, zunächst nur zur besseren Steuererhebung, wurden Holthausen und Haßley zusammengefasst. Auch bei der Einrichtung der Bauernschaft nahm man auf die wirtschaftlichen Verhältnisse keine Rücksicht.

1486

Die älteste bisher aufgefundene Akte, die sich mit der gesamten Bauer­schaft Holthausen befasst, ist
das Schatzbuch der Grafschaft Mark aus dem Jahre 1486. Der Begriff Schatzbuch ist gleichbedeutend mit
Steuerveranlagung, Die später durchweg immer Holthauser Bauernschaft genannte Gemeinde tritt in dieser
Steuerakte noch unter der Bezeichnung „Burschop Hasselen“ auf. Es werden folgende Namen angeführt:

Wylhem Beckman2 gHvnrich Beckeman4 gHerman Goeker6 g
Johan Schulte6 gTonyeß Beckeman2 gHynrich Dunnebret
Herman Beckman1 gHvnrich Bodeker1 gHanß Hereman8 g
Johan BungenstockDyrvch Beckeman

Aus der Liste ist nicht ohne weiteres zu ersehen, welcher heute noch vorhandene
Hof gemeint ist. Mit Sicherheit wird bei Johan Schulte der Be­sitzer des heute Schulte-Wehberg genannten Hofes anzunehmen sein. Dann sind wir aber mit den Möglichkeiten der bestimmten Feststellungen am Ende. Es ist wahrscheinlich, dass unter den Namen Beckman und Beckeman Besitzer von Holthauser Höfen zu verstehen sind. Die drei Namen, hinter denen keine Abgabe vermerkt ist, gehören wahrscheinlich zu Einwohnern von Nebengebäuden auf größeren Höfen. Die hinter den Namen stehenden Ziffern bedeuten die veranlagte Steuer­summe in Goldgulden. Die Festlegung der
Abgaben erfolgte nach folgenden Grundsätzen. Von einem Hofeswert von 200 Gulden waren 6 Gulden zu ent­richten, von 100 Gulden 4 Gulden, von 75 Gulden 3 Gulden usw. Aus den Steuerabgaben kann man daher den ungefähren Wert der Bauerngüter, wie man ihn damals maß, errechnen.

1576

Erst neunzig Jahre später hören wir wieder etwas von unserer Bauerschaft Im Jahr 1576 verpfändete der Landesherr die Mühle an der Springe in Hagen an den Besitzer des Hauses Herbeck, nämlich Jacob Fürstenberg. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Liste von denjenigen Bauern aufgestellt, die ihr Mahlgut nach dieser Mühle zu bringen hatten. Wir lesen dabei für die Bauernschaft Holthausen nachstehende Hofesbesitzer:Schulte tho Hasseley, Jürgen tho Hasseley. Hinrich tho Hasseley, Johann Lindemann, Jasper im Huttenhove, Johan Waterhoevell. Jacob Harman, Huser Jasper, Dirich Engelbertz, Hanneses Jasper, Belen Jasper, Wilhelms Gut tho Holthusen, Jasper Stevens. Ewertz Frone, Johan Holthusen, Thonies Draettoger, Steven Draettoger, Jasper an der Heggen, des Gevekers Gut.Die ersten fünf Namen beziehen sich einwandfrei auf Haßley. Da damals der heutige Gennermanns Hof noch nicht vorhanden, Lindemanns Hof noch Holthausen mit dem Raffenberg

nicht geteilt war (Bilsteins Hof ist ein Abspliss von diesem), so werden das alle Haßleyer Höfe gewesen sein.
Der Name Waterhoevell kann nicht auf die Höfe daselbst bezogen werden, da diese stets zur Bauerschaft Delstern zählten. Es muss also ein Holthauser Hof gemeint sein, auf den ein von Waterhövel stammender Mann eingeheiratet hatte. Unter Frone haben wir den Gerichtsdiener, der auch Aufgaben des Gerichtsvollziehers zu erledigen hatte, zu verstehen. Er kann nicht als Hofesbesitzer angesehen werden. Sicher wohnte er in einem Nebengebäude irgendeines Hofes. Das Vorkommen des Namens Draettoger deutet darauf hin, daß damals das Drahtzieher­gewerbe in Holthausen in kleinem Umfange betrieben wurde. Es ist nicht wahrscheinlich, dass die beiden genannten Personen auf einer Drahtrolle ar­beiteten. Dann hätten sie in Limburg beschäftigt sein müssen. Limburg war aber als selbständige Grafschaft damals Ausland und es hätte Schwierig­keiten gegeben. Doch wollen wir keine endgültige Erklärung über diesen Fall geben, da dazu weitere Unterlagen nötig wären.

1625
Ein schweres Erlebnis der Holthauser Bauern im Jahre 1625
Größere Orte, wie die alten Städte, brachten immer wieder einen Chronikschreiber hervor, der das ihm wichtig Dünkende aus seiner Stadt oder auch aus den Nachbarorten aufschrieb, um es der Nachwelt zu überliefern. Diese  Chroniken in Verbindung mit den in den Ratstruhen aufbewahrten Urkunden gaben oftmals ein eindrucksvolles Bild einer vergangenen Epoche. Ein Dorf aber hatte kaum jemals einen Chronisten und noch weniger dachte jemand daran, Urkunden und Akten durch all die Jahrhunderte aufzubewahren. Nur wenn Höfe der Bauernschaften in Abhängigkeit von einem Adeligen oder einem Kloster und ähnlichen juristischen Personen waren, deren Briefschaften und Urkunden dadurch auf uns kamen, dass sie die Jahrhunderte hindurch bestanden, dann kommen auch Nachrichten vor, die sich auf kleine Dörfer beziehen,
wie in unserm Falle auf Holthausen.Es ist uns ein Aktenstück überliefert, das seit seiner Entstehung nicht weniger als fünfmal den Besitzer gewechselt hat. Es handelt sich um eine Schuldverschreibung, die das Stift Elsey unter seiner Aebtissin Anna Rump im Jahre 1625 auf den 2. Februar ausgestellt hat. Diese Schuldverschreibung wurde von Hand zu Hand weitergegeben, bis 1663 darum bald zu einem Prozess kam. Ob sie jemals wieder vom Stift selbst eingelöst wurde, ist nicht erkennbar.An und für sich würde diese Elseyer Schuldverschreibung kaum noch eine Bedeutung für uns haben, wenn darin nicht der Anlass angeführt wäre, der zur Aufnahme der Schuld geführt hat. Gerade auch um die ausdrückliche Er­wähnung der Ursache sehen wir uns veranlasst, die Urkunde in ihren wich­tigsten Teilen wiederzugeben. ,.Wyr Anna Rump Abatisse und sembtliche Capitularen (Adeligen Stiftsdamen) des freywelt adelichen Stiftes Elsey thuen kund, zeugen und bekennen hiermit und kraft dieses unterschriebenen und besegelten (besiegelten) breites fuer uns und unsre erben, das wir bekendlicher und gestendigter schult zu thun und schuldigh wor­den sein, der woledelen ehr und vieltugentreich Christina gebhorne von Kappell efrau Statischen zu Herbecke und ihren rechten erben, die summa von anderhalb hundert riches thaleren. die welche wolgemelte frauw Stalische auf unser guitlich gesinnen und anhalten unseren pfagtleuten und andern zu Holthausen, als die von krieges volcke nach Unna gefenglich hingefüret, und sich damit ein theil wiederumb ranzeniret (ernährt) und loßgemachet haben an einer unzertheilten summen und gueten reichs- und bömischer muntze bahr erlegt und vorgezhalt halt, deren überlieberungh uns hiemit freundlich bedanket und uff die exceptionnon numerala pecunia wiessentligh verliehen, und geloben demnechst ahn wolgemelter frauw Stali-schen solche anderhalb hundert Rthlr. hauptsumma neben eines ihres gebhürlicher interesse (Zinsen) auch mit reichs- und böhmischer müntze auff negst künftigen purificationis maria (2.Februar) genant ligtmesse wenn man schreibet sechshundert sechs und zwantzigh jedoch vierzehn tage fuer o der dernagh unbeschwert gewißlichen und nfelbar wedder zu erlegen und wol zu bezhalen. Damit nun wolgemelte frauw Stalische und ihre Erben solcher anderhalb hundert richsthaler hauptsumma dem nahero verschreffener pension hinder kostens und Schadens desto merh versichert sein möchte, wollen wir obegemelte frauw Abatisse und semptliche cappitularen ihrer lieben darfuer zum gewissen und sicheren unterpfande gesetzet haben, alle unsere gereide und ungereide (bewegliche und unbewegliche Güter) sembtliche erb und gueter nichttes darvon außbescheiden, sich davon im pfall der mißhaltungh der hauptsummen, interesse hinder kosten und schadens haben zu erholen und solches ohn einigh richten und rechten ahnzugrieffen und sollen uns oder unsere erben nicht schützen noch schirmen einigterlei einrede geist- oder weltlichen rechtens dessen zur warheit urkund habe ich frauw Abatisse ohgemelt neben etzlichen capitularen dieses beweis nicht alleine mit eigenen handen unterschrieben sondern habens auch mit unseres capittels insigel den wir hieunter auff spacium dieses gedrucket bewheret und bekreftiget, welches mit beweis dem würdigen wolgeleiten auch ehrenhaften und erbaren herren Johan Hütßbergen pastoren alhie EU Elsey. Henrich Hültenschmid unsern vogtte und Johansen Hengstebergh gerichtschreibem und schulmeistern hie-Selbsten.Geschehen und gegeben  uff tagh purificationis maria im Jahr eintausend sechs hundert fünf und zwantzigh. Anna Rump abtisse zu Elsey.“ Nach dieser Urkunde ergibt sich für das siebte Jahr des dreißigjährigen Krieges folgendes Bild. Im Jahre 1625
scheinen irgendwelche Kriegsvölker durch unsere Gegend gezogen zu sein und dabei auch Holthausen berührt zu haben. Um welche es sich gehandelt haben kann, ist im Augenblick nicht festzustellen. Spanier, die im Kampf um die Niederlande auch häufig bis in unsere Gegend kamen,Niederländer und Truppen der Evangelischen Ver­einigten können es gewesen sein. Bereits 1623 hatten beide Parteien hier einen unliebsamen Besuch abgestattet. 1626 kamen wieder Soldaten unter der Führung eines Grafen Isenberg. Immerhin war man 1625 schon recht arm geworden, wenn man die 150 Reichsthaler vom Stift aus leihen mußte. Das Versprechen, die Summe bereits im nächsten Jahre samt den Zinsen wieder zurückzuzahlen, wurde nicht möglich. Der Isenberger, zwar ein Ver­bündeter der Evangelischen, ging mit den Leuten der hiesigen Gegend eben­so wenig glimpflich um, wie die Niederländer oder Spanier. Sie unterschieden sich in der Ausplünderung der Bewohner des Landes, in dem sie gerade waren, nicht im gringsten. So ist es nicht verwunderlich, daß man die Schuldsumme nicht zurückgeben konnte. Die Schuldverschreibung ging, wie oben geschildert, immer wieder in andere Hände über, weil die jeweiligen Besitzer durch die Kriegswirren in Geldverlegenheit kamen und mit ihrer Hilfe irgendwelche Kredite aufnehmen mußten. Nur diesem Umstände ist es wohl zu danken, daß die Urkunde auf die Gegenwart kam und so uns von dem Mißgeschick einiger Holthauser Bauern während des Dreißigjährigen Krieges berichten kann. Vor zwei Jahren wurde durch Herrn Korte eineGoldmünzegefunden, die 1612 in Nürnberg geprägt wurde. Sie ist nicht abgenützt und war darum nicht lange im Umlauf. Vielleicht wurde sie von einem durchziehenden Sol­daten des großen Krieges verloren. Wir nehmen sie als einen Beweis für die Kriegsleiden im Dorf Holthausen.

1645

Traurige Bilanz des Dreißigjährigen Krieges Die Entführung der Holthauser Bauern und der Durchzug von Kriegs­völkern war erst der Anfang der Leiden. Ihnen gesellte sich 1636 noch die Pest hinzu. Hunderte von Bauernhäusern sanken in unserer Gegend in Asche und wurden nicht wieder errichtet. Andere Häuser verfielen, weil entweder die Familien durch Krankheit ausstarben oder junge Besitzer sich den Kriegs­leuten anschlössen oder zu Räuberbanden übergingen. Wie traurig es auch um Holthausen aussah, darüber belehrt uns eine große Ermittlungsakte aus dem Jahre 1645, die Dr. O. Schnettler unter dem Titel “Steuerstreit“ veröffentlicht hat. Wir bringen sie stark gekürzt zum Abdruck, um die grausige Bilanz damit zu unterstreichen.

Schultezu HaßeleiDas Hauß sei noch in esse (im guten Zustande), aber die Scheune baufellig
Henrich zu Haßeleidavon das Hauß baufellig, die Scheuer zerfallen.
Süggel.Habe  einen   geringen   Pfachtkotten  mit  2 1/2  Maldersei  Landes,  theils  mit Busch und Braam überzogen.Das Geben sei noch in esse
Lindemann.Das Gebeude sei gantz zerfallen
Huttenhove.baufellig
Storlng.das Hausist baufellig und die Scheuer verfallen, die Hälfte des Landes sey mit Buschen überzogen
Harman.ein gar baufellig Pfachtgut, mehr als die Hälfte des Landes mit Buschen überzogen.
Huser.wust baufellig
Beelen Jacob.gering  baufellig  Kirchenpfachtguth, die Hälfte des Landes mit Buschen überzogen.
Köppernso baufellig. fünf Sechsteile des Landes mit Buschen überzogen.
Teves Eicken.wust, alles Land mit Buschen überzogen.
Nase.Das Hauß und gantze Gebeu ist abgebrant und konnen auß Armuth nicht wieder aufgebauet werden.
Hanß Blomewüst, baufellig.
Schroder.wust,
Hageman Schmitufn Govekens Guth und Johan Schmit wüst   Pfachtgut, die Landerei sei mehrentheils mit Buschen überzogen.
Tigges in der Becke.Fuit pauper et est mortuus (Ganz arm und ist gestorben).
Steven Dratoger.Hat nur einen Morgen Land
Stensen Jacob.Das Heußgen sei in esse. Die hälfte des Landes sei mit Buschen uberzogen.
Luninck.Kotten liege seit zehn Jahren wust und das Land sei mit Buschen überzogen. 

1658

Holthauser Bewohner im Jahre 1658
Es gibt nur wenige Urkunden, in denen eine Gesamtübersicht über die Bewohnerschaft eines Ortes gegeben ist, umso mehr erfreulich ist es, wenn solche Aufstellungen vorgenommen wurden, wie es 1658 der Fall war. Die geringe Steuersumme, die in diesem Jahre aufgebracht wurde, macht uns noch einmal mit den Leiden des großen Krieges bekannt. Diese Liste unter­scheidet sich auch von vielen anderen ihrer Art, als in ihr auch die Besitzlosen aufgeführt sind.

HolthaußenStüberDeutStüberDeut
Naße236Suggel14
Kopperen22Stense15
Haerman23Eicken6
Schulte zu Haßeley24Schroder36
Hußer186Jacob Smiedt4
Brinckman156Schumann, itzo Borggreffe29
Johan Lindeman96Heggeman29
Jurgen Lindeman116Schuman uf Stevens Gut7
Herman Storing236Feldscherer16
Henrich zu Haßeley22Lunings Gut – wüste
Johan Beele106

Als unbesteuert werden in einem Nachsatz noch erwähnt: Schulten Knecht zu Haßeley. so ihme (im) halben jahr zwey Reichsthaler verdient, Storings Junge gleichfalß. Zum ersten Mal taucht in Holthausen der Name Feldscherer auf, der heute Feldscher geschrieben wird. Unzweifelhaft haben wir es dabei mit einem Feldscher, d. i. ein Feldchirurg, eine Art Soldatenarzt, der alten Söldnertruppen des großen Krieges zu tun. Es war der Mann, der oft mit dem Schermesser arbeitete, um Verwundeten eine reichlich schmerzhafte
Behandlung zuteil werden zu lassen.

1666

Abgaben aus dem Jahre 1666

Der Hagener Pfarrer Emminghaus (Pfarrer an der einzigen damaligen Kirche, der heutigen Johanneskirche) stellte im Jahre 1666 die Einkünfte der Kirche fest. Die zur Kirchengemeinde gehörenden Bauern hatten alljährlich eine Abgabe, den sogenannten Meßhafer zu liefern. Für die Bauern war diese Abgabe das, was wir heute Kirchensteuern nennen, für den Pfarrer war das ein Teil
seiner Gehaltseinkünfte. Unter den Holzhauser Ansässigen hatte zu liefern: der Hußert (heute Ostheide) 2 Scheffel Hafer, die andern je einen Scheffel, nämlich Diderich Naße, Köppern, Stents, Harman, Brinck­man, Beelen Jacob und Schürman. Holthausen lieferte also 9 Scheffel.Dazu kamen von Haßley Schulte, Süggel, Störing, Heinrich, Lindeman und Aldehoff mit je einem Scheffel. Emminghaus knüpft dann daran noch die Bemerkung: „Mit Lindeman und Aldehoff ist streit bishero ungeschlichtet.“ Diese Bemerkung kann man nur verstehen, wenn man weiß, daß der Linde­manns Hof vor dem Dreißigjährigen Kriege in zwei Teile geteilt wurde. Hofesherrlich gehörte der Hof zur Hälfte der Hagener Kirche, zur anderen an das Stift Elsey. Der ursprünglich einheitliche Hof erhielt nun doppelte Bewirtschaftung. Wie wir aus den Steuerlisten sehen können, erhielten bei der Aufrechnung dieser Abgaben die beiden halben Höfe auch immer etwa je zur Hälfte den Anteil an der Steuer zudiktiert. Wenn der Hagener Pfarrer nun aber von jedem halben Hof je einen ganzen Scheffel Hafer ver­langte, so war er zweifellos im Unrecht, denn jeder war eigentlich doch wohl nur zu einem halben Scheffel verpflichtet. Wenn die beiden Hofesbesitzer also die volle Abgabe verweigerten, so waren sie im Recht.

1677

Holthauser Bauern und Einwohner von 1677

Durch einen glücklichen Zufall kam das Hagener Stadtarchiv in den Besitz einer Steuerliste des Jahres 1677, die
für die Geschichte des alten Gerichts Hagen von ungewöhnlich gutem Aufschluß ist. Zwischen 1658 und 1677
liegen 19 Jahre. In dieser Zeit scheint das Landvolk sich schon etwas von den Kriegslasten erholt zu haben.
Die steuerliche Belastung ist wesentlich höher geworden.

Holtzhauser BauerTalerStüberDeut
Naeße zu Holthußen14441,5
Koppern14441,5
Harman14441,5
Schulte zu Hasley15277,5
Hußer11493
Brinckman10126
Johan Lindeman             563(Brand – Haßley)
Jurgen Lindeman7266(Bilstein • Haßley)
Herman Storing14441.5(Schemmanns Hof – Haßley)
Heinrich zu Haßley1487.5(Middendorf • Haßley)
Süggel8456(Nott – Haßley)
Stenße339
Dicken339
Schröder 3216
Joh. Hegeman3216
Schürman itzo Huttenhof1369
Hägeman1369
Schürman auf Steven guth524
Feldscher356

Holthauser Schulgründung 1830

Nach fast zehnjähriger Vorbereitung wurde unter dem Datum vom 11.3.1830 Delstern und Holthausen zu einem Schulverbande
vereinigt. Daraufhin wurde bei dem Hofe Milchenbach ein Gebäude errichtet, das heute noch steht und zu Wohnzwecken verwendet wird.

1873
In diesem Jahre wurde der Schulverband von 1830 aufgelöst und für Holt­hausen ein eigener gebildet.
Im Anschluß daran wurde der älteste Teil des heutigen Schulhauses errichtet.Einwohnerzahlen von Holthausen:

181820318715141900859
184332418755201905884
18583761885592Heute rund 1100
18674881895805

Das Tüßfeld als älteste Siedlungsstätte bei Holthausen

Wenn wir das verstehen wollen, worüber jetzt ganz kurz berichtet werden soll, müssen wir den Versuch machen, uns sämtliche Häuser von Holthausen fortzudenken. Die Felder sind noch nicht bearbeitet und dicht mit Wald bestanden. Nur dort, wo heute an den steilen Felskanten des Kalkzuges Wald wächst, waren damals kahle Stellen. Vielleicht war im Bereich des von Milchenbach herunterkommenden Tales hie und da eine lichte Stelle. Nur an einem Ort war der Wald gerodet worden, nämlich zwischen dem Weißenstein und dem Walde nördlich Drei Buchen. Dort, wo heute das Gehöft „Am Tüßfeld“ steht, war aber wieder Wald. Auf dem beschriebenen Platz kommt heute noch zu Regenzeiten eine kleine Quelle zutage, die ehemals wahrscheinlich größer war und zur Anlage einer Grube führte, die als Brunnen dienen konnte. Hier stand nach unseren Vermutungen ein einzelner Bauern­hof. Die Gebäude, Wohnhaus, Ställe und Vorratshaus waren einstöckig und aus Fachwerk aufgeführt. Die Wände waren innen und außen mit kalkhal­tigem Lehm verputzt. Woher wir das alles wissen können, wird gefragt? Bei Ausgrabungen bei Köln, Bochum und andererorts hat man Reste von Gebäuden freigelegt, so daß man über die Art des Aufbaues gut unterrichtet ist. Bisher haben auf dem Tüßfeld noch keine Grabungen stattgefunden, trotz­dem drei ganz nahegelegene Hügelgräber dazu anreizen. Wir haben Zeit. Da alle Plätze nicht in Gefahr sind, läßt man sie unberührt. Vielleicht kann man später mit Hilfe bestimmter Apparate und durch chemische Untersuchun­gen viel mehr erfahren, als das heute möglich ist. Den Beweis dafür, daß auf dem Tüßfeld in alter Zeit aber eine Siedlung war, haben wir in Funden, die seit rund zwanzig Jahren gemacht wurden. Es ist bekannt, daß Wilhelm Behle sich bei der Bergung der Gegenstände große Verdienste erworben hat, nachdem er durch meine Sucharbeit auf die Stelle aufmerksam geworden war.

Wir können hier nicht in längeren Ausfuhrungen auf die Funde eingehen. Im übrigen wurden sie in den Hohenlimburger Heimatblättern Nr. 8, August 1952, eingehend beschrieben. Zu den Fundgegenständen gehören zunächst zahlreiche Feuersteinstücke, die zum Teil als Schaber und zum andern Teil als Messerchen gedient haben. Aus gleichem Stoff sind wunderschöne Pfeil­spitzen geformt worden. Diese sind ein Beweis dafür, daß die Bewohner des Tüßfeldes fleißig auf Jagd gingen. Auch in der weiteren Umgebung, auf dem Weißenstein, unterhalb des Stranges und bei Waterhövel fanden sich solche, die vielleicht von den Tüßfeldleuten auf der Jagd eingebüßt wurden. Auch ein schöner Schaber aus der Breike deutet darauf hin, daß die Urbewohner dorthin kamen Neben den Feuersteinwerkzeugen, die zur Bearbeitung von Holzgeräten dienten, wurden auch etliche Stücke aus Felsgestein gefunden. Darunter kommt einem abgebrochenen Steinkeil die größte Bedeutung zu. Im gebrauchs­fähigem Zustande waren solche Keile einem Schuhleisten recht ähnlich.  Sie werden darum Schuhleistenkeile genannt. Dieser gefundene Keil, wenn er auch nur halb ist, besser gesagt, gerade darum, weil er nur halb ist, beweist uns die Anwesenheit von Menschen für längere Zeit. Die Keile an Stielen angebracht, dienten der Garten- oder Feldbearbeitung. Wo Garten und Feld sind, da gibt es auch ansässige Bewohner. Für die Zeit,
in der das Tüßfeld bewohnt war, gibt uns der Keil die süddeutsche Bandkeramikkultur an, die in unsere Gegend um das .Jahr 3000 v. Chr. vorgedrungen sein muß. Auf dem Tüßfeld war also der Jungsteinzeitmensch ansässig.

Tüßfeldfunde. Links und rechts Pfeilspitzen; in der Mitte eine Blattspitze, so nach ihrer Form genannt.

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